Jazzteam - "Red Light Soul"
von Frank Becker

Schimmernder Asphalt...

Der Sound des Jazzteam auf seinem Debutalbum "Red Light Soul" ruft nächtliche Bilder auf: Leuchtreklamen, die sich im regennassen Asphalt und in Pfützen spiegeln, vorbeieilende Autos, coole Bands und laszive Dämchen in verräucherten intimen Clubs, der Puls der Großstadt (...die hier Mainz-Gonsenheim heißt). Die Musik ist entspannt, nicht ohne das gewisse Etwas, das auf der Haut prickelt und nach Abenteuer schmeckt, hat Soul, Groove, Funk und viel Witz - etwa wie in dem köstlichen "Bedroom Bugs" von Keyboarder Ulf Kleiner mit der großartigen Stimme von Dominic MacAfee, in "Fatman", dem Intro und "Jesus In The Disco".

Der Deal beginnt stimmungsvoll und pointiert mit einem Angebot, das man einfach nicht ablehnen kann. Das Intro, dessen Textautor ungenannt bleibt, macht Laune. In Stücken wie Kleiners "The Player" hört man mit Vergnügen die Einflüsse von Bernard Herrmanns "Taxi Driver" in anderen schimmern Pop-Jazz-Sounds diverser Couleur der 70er und 80er Jahre durch. Das Album liegt also genau im Trend. Frank Spaniol zeigt sich souverän und kreativ an Flöte und Reeds, sein "Mr. Cool" auf der wohltönenden Baßklarinette, zu dem er auch eine Flötenspur eingespielt hat, ist ein Genuß. Bassist Hanns Höhn überzeugt ein weiteres Mal von seinem Rang an den funky Saiten.

Der Bogen von "Red Light Soul" ist weit gespannt, geht von John Travolta bis Mezzoforte, läßt Motown-Prisen hören und Streiflichter von George Benson - Daniel Stelters Gitarre zeigt sich in Jazz, Rock, Pop und Fusion zu Hause. Die Vocal-Beiträge der Damen Sharma und Debus und von Dominic MacAfee haben durchaus Philadelphia-Format, können sich mit De-Phazz oder Fritz Brause vergleichen. Fast alle Stücke sind von Kleiner, Spaniol oder dem Team, die gecoverten "You Don´t Know Waht Love Is" und "Keep That Same Old Feeling" werden stimmig interpretiert.
Nicht ohne gebührende Erwähnung soll die Cover-Graphik von Thilo Weckmüller & Thomas Bauer bleiben, die in ihrer "Werkstatt Uah" (www.uah.de) die kongeniale Gestaltung des Leaflets geschafft haben. Eine originelle Heimseite haben sie auch.

"Red Light Soul" ist Heim- und Club-tauglich, wird sich durchsetzen und hoffentlich irgendwann Folgen zeitigen.


(Frank Becker, www.musenblätter.de)

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Gleißende Gitarren und sanftes Hauchen
Klaus Muempfer Jazznotizen

Jazzteam bei der Jazz-Initiative Mainz, 19. Mai 2007

mpf. Grover Washington jr. hatte in den 70er Jahren mit seiner Disco-Soul-Fusion den Jazz zur Pop-Musik hin geöffnet. Seinen geschmeidigen und beseelten Ton trifft auch der junge Saxophonist Frank Spaniol auf dem Tenor- und dem Baritonsaxophon, der in "Red Baron" die Intensitätslinien von sanft bis expressiv durchwandert oder in "The Player" fast unhörbar ins Horn haucht. Er beherrscht den sonoren Balladenton ebenso wie expressive Bebop-Riffs. Soundprägend beim Konzert des Mainz-Berliner Quintetts Jazzteam sind in weiten Teilen auch die mal perlenden, mal verhalten retardierenden Pianoläufe von Ulf Kleiner auf dem Fender-Rhodes und die schwebenden Klangflächen auf dem Moog-Synthesizer.
So beginnt auch das "Jazzteam" beim Konzert der Jazz-Initiative Mainz (Jim) im Haus der Jugend mit sphärischen Sounds, einer Sprachcollage, stupenden Beats auf E-Bass und Gitarre und dem sonoren Baritonsaxophon über den groovenden Rhythmen auf dem Schlagzeug. Billy Cobhams Komposition "Red Baron" lässt den Bandmitgliedern viel Freiheit für ein souliges Solo auf dem Tenorsaxophon, die von filigran bis gleißend reichenden Gitarrenläufe von Martin Berger über der groovenden Band-Basis, einem kurzen Unisono-Part von Piano und Saxophon bis hin zu den erdig-knallenden Akkordreihen von Hanns Höhn auf dem E-Bass. Geführt wird die Truppe in den langsamen Stücken wie "The Player" bis hin zu den kochenden und komplexen Arrangements wie der Crusader-Komposition "Keep the same old feeling" von David Meisenzahl mit timesicherem Schlagzeugspiel. In "You don´t know what love is" greift Spaniol zur Querflöte, in (...) "Mr. Cool" lässt der Saxophonist nach einem trockenen Bass-Intro, den schwebenden Klängen des Rhodes und zarten Gitarrenlinien sein Tenorsaxophon "singen".
Um auf Grover Washington und den 70er-Jahre-Sound mit Disco-Soul, Funk und Groove zurückzukommen, schließt "Jazzteam" vor den Zugaben das Konzert mit einer ungenannten schnellen Washington-Komposition und dessen Schöpfung "Mr. Magic".
"Red Light Soul" ist der stimmige Titel der neuen CD - auf der allerdings Daniel Stelter die Gitarre spielt - zu dem Konzert, in dem die zahlreichen, begeisterten Zuhörer das Quintett frenetisch feierten. Kein Wunder, denn diese Grooves gehen in die Beine, die Klangfarben von Rhodes und Moog sowie der Saxophone wirken emotional, die Spielfreude der Musiker lässt den Funken schnell auf das Publikum überspringen.
CD-Tipp: Jazzteam: Red Light Soul, Klangraum KRR-033 (aufgenommen in der Sommerresidenz der Gruppe in Miami-Gonsenheim und David Meisenzahls Partykeller). Mit Vocal-Einlagen sind Nicole Sherma und Katharina Debus zu hören.

(Klaus Muempfer, k. mümpfers jazznotizen)

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Das ist mal gelungene Selbstironie: In breitem amerikanisch hört man einen Plattenmanager pöbeln: "Jazzteam - what a crappy name?" ("Jazzteam - was für ein besch... Name?"), und dann: "Noch nicht mal schwarz sind diese Typen?". Mehr Erfolgschancen räumt der Manager dagegen einer Schrammelrock-Nummer namens "Jesus in The Disco" ein – dann läutet ein satter Funk-Bass schon den nächsten Track ein.
Nein, hinter 'Jazzteam' stecken in der Tat keine Goldkettchen-behängten Discosoul-Veteranen, sondern fünf Jazzer um den gebürtigen Saarländer Frank Spaniol am Saxofon und den Mainzer Pianisten Ulf Kleiner. Die beiden kennen sich aus verschiedensten Formationen mit eher akustischem Jazz-Anstrich. Als "Jazzteam" lassen sie es jetzt mal so richtig krachen: knackige Basslinien, treibende Funk-Drums, dazu sorgt ein Fender Rhodes für jazzige Akkord-Teppiche, über die Spaniol soulig-kratzig soliert. Das Jazzteam-Debut ?Red Light Soul? (Klangraum Records) klingt schwül und aufregend wie San Francisco in einer Sommernacht und so verschwitzt wie eine Partynacht unter Discokugeln. Los geht's also: Schlaghose anziehen, Hemd aufknöpfen und abtanzen!

(Johannes Kloth)

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